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Das Stimmungsprotokoll: Ein essentielles Tool für Patient:innen und Psychotherapeut:innen

Von kleinen Alltagsfreuden bis hin zu großen Herausforderungen – unsere Stimmung ist ein sensibles Barometer für unser inneres Wohlbefinden. Doch sie ist auch wandelbar, geprägt von den vielen Facetten des Lebens, die sich über Wochen, Tage oder sogar Stunden hinweg verändern können. Inmitten dieses emotionalen Auf-und-Abs stellt sich die Frage: Wie navigieren wir durch die unterschiedlichen Phasen unseres Gemüts? Die Antwort mag überraschend simpel sein: mit einem Stimmungsprotokoll. Dieses unscheinbare Werkzeug hat die Kraft, uns nicht nur einen Blick in unsere Gefühlswelt zu gewähren, sondern kann auch dazu beitragen, uns schneller durch die Herausforderungen des Lebens zu führen. In diesem Beitrag geht es darum, warum es sich lohnt und mit welchen Tricks wir einen klaren Blick auf unser inneres Befinden werfen können.




Was ist ein Stimmungsprotokoll? 


Ein Stimmungsprotokoll kann als unser persönlicher Begleiter für die tägliche Reflexion und für ein emotionales Wohlbefinden . Es fungiert gleichsam als Protokoll, in dem wir unsere jeweilige Stimmung festhalten und somit einen aufschlussreichen Verlauf über einen längeren Zeitraum verfolgen können.



Wofür wird ein Stimmungstagebuch eingesetzt?


Die Vielseitigkeit eines Stimmungsprotokolls oder auch Stimmungstagebuchs zeigt sich in den unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Insbesondere bei psychischen Erkrankungen erweist es sich als wertvolles Instrument, um die eigene Situation besser zu verstehen und aktiv daran zu arbeiten. Im Kern dient es der Selbstreflexion, ermöglicht es dir, deine Handlungs- und Denkweise zu überdenken und gegebenenfalls zu verändern. Hier sind einige der zahlreichen Vorteile eines Stimmungsprotokolls: 



Vorteile Für Patient:innen:


Zusammenhänge erkennen: Durch die präzise Aufzeichnung der eigenen Stimmungslage gewinnen wir Einblicke in langfristige Zusammenhänge und Muster. Dies ermöglicht uns, tiefgreifende Probleme und Veränderungen zu erkennen. Das Führen eines Sitzungsprotokolls fördert auch die Selbstreflexion und das Bewusstsein für die eigenen Emotionen.


Stress und psychische Erkrankungen früher erkennen: Ein Frühwarnsystem für die Psyche ist ideal. Die aufmerksame Beobachtung der eigenen Stimmungsschwankungen ermöglicht es, Stress und Anzeichen psychischer Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Damit wird das Stimmungstagebuch zu einem effektiven Werkzeug der Selbsthilfe und Prävention.


Gedankenverzerrungen entgegenwirken und positiv denken: Das Stimmungsprotokoll wird zum Werkzeug gegen negative Gedankenmuster. Indem wir bewusst unsere Gedanken festhalten, können wir verzerrten Denkmustern entgegenwirken und einen positiven Denkansatz fördern.



Vorteile Für Therapeut:innen:


Unterstützung der therapeutischen Behandlung: Ein Stimmungsprotokoll kann auch einen wertvollen Beitrag in therapeutischen Prozessen leisten. Es bietet zusätzliche Einblicke und dient als Datenquelle für eine effektive Behandlung. Es eröffnet neue Perspektiven und ermöglicht, gemeinsam mit dem/der Patient:in an konkreten Herausforderungen zu arbeiten.


Messbare Fortschritte in der Therapie: Mit einem Stimmungsprotokoll können wir Fortschritte messen und Erfolge feiern. Dies schafft nicht nur Motivation, sondern auch einen klaren Überblick über den Therapieverlauf.



Wie führen wir nun ein Stimmungsprotokoll? Hier ist unsere persönliche Anleitung: Ein Stimmungsprotokoll zu führen ist nicht nur eine Übung, sondern eine Reise zu unserem innersten Selbst. Hier sind drei entscheidende Schritte, um das Beste aus einem Stimmungsprotokoll herauszuholen:


1. Vorbereitung des Stimmungsprotokolls 

Hilfrei ist es, erst einmal zu überlegen welche Bereiche von Bedeutung sind. Möchten wir nur die Stimmung dokumentieren oder auch andere Aspekte wie Schlafqualität oder Ernährung einbeziehen? Dann können persönliche Skala oder Symbole festgelegt werden – eine klare Struktur ist der Schlüssel. Auch eine Notizspalte einzubauen kann sehr hilfreich sein, um im Nachhinein noch zu wissen, um welche Situation es sich gehandelt hat.


2. Kreativität und Gestaltung

Das Stimmungsprotokoll ist nicht nur ein Tagebuch, sondern ein Ausdruck der Emotionen. Wir können der Kreativität freien Lauf lasen und es sogestalten, dass wir es gerne nutzen. Eine ästhetische Gestaltung animiert nicht nur zum Schreiben, sondern macht es auch zu einem Vergnügen. Zum Beispiel können wir uns in der App einen Graphen zu verschiedenen Symptomen anzeigen lassen und die verschiedene Farben sowie Skalen auswählen.


3. Routine schaffen 

Um eine feste Routine im Stimmungsprotokoll zu etablieren, hilft es feste Zeitpunkte oder auch Orte zu haben, wo wir Einträge machen - ob abends nach dem Zähneputzen oder morgens nach dem Frühstück. Durch diese Gewohnheit wird die Auseinandersetzung mit der Stimmung bewusster und Aufzeichnungen werden genauer, wenn sie regelmäßig erfolgen.



Wie können wir das Stimmungstagebuch in die Therapie integrieren? 


Die Integration des Stimmungsprotokolls in die Therapie sollte so einfach und effektiv wie möglich sein. Hier sind einige Schritte, die helfen können:


Regelmäßige Updates planen: Therapeut:in und Patient:in sollten regelmäßige Zeitpunkte vereinbaren, um das Protokoll zu besprechen. Das können wöchentliche oder monatliche Sitzungen sein, je nach Bedarf. Diese Updates bieten die Möglichkeit, aktuelle Entwicklungen zu besprechen und gezielte Unterstützung zu erhalten.


Digitale Tools nutzen: Viele Plattformen und Apps ermöglichen es, das Stimmungsprotokoll digital zu führen, wie zum Beispiel Selphspace. (mehr Infos) Solche Tools erleichtern nicht nur das tägliche Eintragen, sondern bieten auch Funktionen zur direkten Freigabe für den/die Therapeut:in. Falls das Stimmungsprotokoll digital geführt wird, können Therapeut:innen direkt im Protokoll Feedback geben,


Gemeinsame Analyse in Therapiesitzungen: Das Stimmungsprotokoll kann als Gesprächsgrundlage in den Therapiesitzungen eingesetzt werden. Therapeut:in und Patient:in können zusammen die festgehaltenen Stimmungen, Muster und Veränderungen analysieren. Dies fördert die Selbstreflexion und ermöglicht eine gemeinsame Erarbeitung von Bewältigungsstrategien. 


Zielsetzung und Fortschrittsverfolgung: Basierend auf dem Stimmungsprotokoll können in der Therapiesitzung gemeinsam  Ziele gesetzt und der Fortschritt überwacht werden. Durch die klare Darstellung von Stimmungsschwankungen können realistische Ziele entwickelt werden, und der Therapeut kann gezielt unterstützen.



Fazit:

Das Stimmungsprotokoll erweist sich als sinnvolles Instrument auf der Therapie-Reise, das nicht nur einen Einblick in die Gefühlswelt gewährt, sondern auch die Selbstreflexion fördert und Stress frühzeitig erkennen lässt. Von der Integration digitaler Tools bis zur gemeinsamen Analyse in Therapiesitzungen bietet es eine Vielfalt an Möglichkeiten für persönliches Wohlbefinden und eine optimierte Therapiebegleitung. 





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